Erfahringsberichte - Dozenten

Interview mit Deutschdozentin Heike Fahl

Im Rahmen der Basisqualifizierung wurde die Deutschdozentin Heike Fahl beauftragt den Deutschkurs der Basisqualifizierung: In die Pflege – Beruflich Sorgenfrei zu übernehmen.
In einem Interview haben wir sie nach ihren wichtigsten Erfahrungen und Eindrücken befragt.

"Wer so einen Kurs freiwillig besucht, ist neugierig und motiviert."

Sie sind DAF (Deutsch als Fremdsprache) Lehrerin und unterrichten in der Basisqualifizierung die „Berufssprache Pflege und Gesundheit“. Was ist für Sie das Besondere am DAF Unterricht?

"Menschen die eigene Muttersprache als Fremdsprache beizubringen, ist eine wunderbare Aufgabe, weil man neben der Sprache auch Kultur und Lebensgewohnheiten vermittelt und oftmals die erste engere Bindung in der neuen Heimat verkörpert. Man kann durch verschiedene Methoden Wissen mit Freude vermitteln. Und die vielen kleinen Fortschritte der Teilnehmer*innen sind ein sofortiges Feedback.
Auch nach 25 Jahren Berufserfahrung lerne ich in jedem Kurs neue Dinge über die Menschen und ihre Kulturen. Das bereichert mein Denken und Handeln ungemein.

Was waren Ihre Erwartungen an diesen Kurs?

Ich hatte erwartet, dass ich auf Menschen treffe, die bereits ihren Platz im Leben gefunden hatten und nun durch äußere Umstände dazu herausgefordert werden, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Wer so einen Kurs freiwillig besucht, ist neugierig und motiviert.

Haben Sie sich besonders darauf vorbereitet?

Da ich zuvor schon Fachdeutsch Pflege und Gesundheit unterrichtet und auch bereits mit Geflüchteten gearbeitet habe, bestand die Vorbereitung eher darin, auf die besonderen Wünsche zu den Unterrichtsinhalten seitens des DRK einzugehen und passendes Material zu erstellen. Auch habe ich intensive Gespräche mit Altenpfleger*innen und Mitarbeiter*innen von ambulanten Pflegediensten zur Vorbereitung geführt.

Wie ist es für Sie mit dem Schwerpunkt „Pflege und Gesundheit “ zu arbeiten?

Die Pflege ist für mich eines der wichtigsten Berufsfelder, wo dringend fähige Kräfte gebraucht werden. Einen Beitrag dazu zu leisten, Menschen für diesen Beruf zu begeistern, halte ich für überaus wichtig. Ich arbeite aber auch intensiv mit den Teilnehmenden heraus, welche Eigenschaften und Fähigkeiten man für diesen Beruf benötigt, denn ohne Liebe zum Menschen geht es in dieser Branche nicht.

Haben Sie vorher schon mal mit Flüchtlingen gearbeitet?

Ja, ich habe in Integrationskursen (A1 bis B1) und DeuFö-Kursen (B2) unterrichtet.

Falls ja, was waren das für Erfahrungen?

Was jedes Mal auffällt, ist, dass ich es dort weitestgehend mit herzensguten Menschen zu tun habe. In keinen anderen Kursen wird so viel gekocht und gebacken. Und die Hilfe, die sich die Teilnehmer*innen schon nach kurzer Zeit gegenseitig leisten, ist phänomenal. Aber natürlich merkt man auch bei einigen, dass sie schwere Zeiten durchgemacht haben. Da gibt es immer wieder auch emotionale Momente, die sich nicht aus dem Unterrichtsraum ausschließen lassen.

Was waren Ihre Erwartungen? Haben Sie sich erfüllt, oder nicht?

Ich hatte erwartet, auf sehr unterschiedliche Menschen zu treffen, die dadurch vereint sind, dass sie ihrem beruflichen Leben eine neue Perspektive geben wollen.

Auf Menschen, die bereit sind, neue Erfahrungen zu machen und ihr Möglichstes dafür zu tun. Bei den meisten haben sich diese Erwartungen erfüllt. Ein paar wenige haben während der Maßnahmen wohl gemerkt, dass dieser Beruf nicht der richtige für sie ist.

Auch war spürbar, dass nicht alle die optimalen Bedingungen haben, um sich voll und ganz auf den Kurs zu konzentrieren. Doch auch wenn es nicht immer für alle leicht war, so hat sich für die meisten eine Tür in die Pflege geöffnet.

Was hat besonders gut geklappt?
Es war schön zu sehen, wie sich auf das sprachliche und fachliche Abenteuer eingelassen haben. Ängte davor, etwas nicht zu verstehen oder etwas nicht umsetzen zu können, konnten schnell abgebaut werden. Die Stärkeren haben den Schwächeren geholfen. Niemand wurde ausgegrenzt.

Was würden Sie sagen waren die größten Herausforderungen?

Zum einen die unterschiedlichen Vorkenntnisse, vor allem sprachlich. Neben Menschen, die niemals einen Sprachkurs besucht haben, saßen Leute mit C1-Zertifikat. Vor allem bei Grammatikinhalten musste im Unterricht viel binnendifferenziert werden.

Da es aber hauptsächlich um die Vermittlung von Wortschatz ging, der ja für fast alle neu war, fielen diese Unterschiede nicht allzu sehr ins Gewicht. Ein anderer schwieriger Punkt für die Teilnehmer war das Sprechen über Themen wie Inkontinenz oder Intimpflege.

Hier musste zunächst viel Scheu überwunden und gelernt werden, diese Themen sachlich anzugehen.

Was würden sie sich für den Kurs wünschen?

Den Teilnehmern wünsche ich, dass sie einen Beruf gefunden haben, der sie erfüllt, den sie gern ausüben, und in dem sie viel von den Menschen, denen sie helfen, zurückbekommen.

Ich hoffe, dass diese Maßnahme in Zukunft weitergeführt werden kann, um noch mehr Menschen für die Pflege zu begeistern.
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